End-gültig

Ich hätte nicht "Absolut" schreiben dürfen. Endgültig wäre besser gewesen. End-gültig passt viel besser. Fast ärgert es mich ein wenig. Also nochmal:

Ironisch: Der Mensch sehnt sich nach Endgültigem, aber ist vorerst nicht das einzig Endgültige das wir kennen der Tod?

Danke. (Vielleicht wird dadurch auch klarer, was im vorherigem Post mit dem ersten Satz gemeint war)

Heldentum

Es kann keinen Helden, besser kein Heldentum, geben ohne den Tod.

Ironisch: Der Mensch sehnt sich nach Absolutem, aber ist vorerst nicht das einzig Absolute das wir kennen der Tod?

The Red Pill

"Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal in einer Gattung ihrer Erkenntnisse: daß sie durch Fragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann, denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, die sie aber auch nicht beantworten kann, denn sie übersteigt alles Vermögen der menschlichen Vernunft." (KdrV, A VII)

"Könnte man in einziges Mal sagen: <Das ist klar>, dann wäre alles gerettet." (MdS, 40)

Mir wurde am Montag von meinem Professor eine Krise attestiert. Mit der Philosophie. Der Grund ist meine alte Hassliebe: Erkenntnistheorie. Es plagt mich. Ich plag mich. Nach dem Grundriß der pyrrhonischen Skepsis, Traktatus, Über Gewissheit, der Kritik der reinen Vernunft, Wider dem Methodenzwang und einem Teil der Phänemonenologie des Geistes bin ich natürlich wieder beim Sisyphos gelandet. "Das Gefühl der Absurdität kann an jeder beliebigen Stelle jeden beliebigen Menschen anspringen." (MdS, 20) In der Tat. Aber ich werd' das Gefühl nicht los, dass die Wahrscheinlichkeit mit der Anwesenheit in Kursen des besagten Professors signifikant steigt. Angesprungen hat es mich in der Tat schon wieder, das Gefühl der Absurdität. "Doch sobald das Denken über sich selbst reflektiert, stößt es auf einen Widerspruch." (MdS, 27) Genau! "Welche Wortspiele und Verrenkungen die Logik auch anstellen mag - verstehen heiß vor allem verneinen." (MdS, 28) Und jetzt? Das Einfachste wäre ja man würde sich damit abfinden. Es gibt vielleicht nix zu erkennen? Na und? Wenn es so einfach wäre. Kant hat schon ganz recht. Belästigen tun sie einen, diese Fragen. Lästig sind sie, aber abweisen kann man sie nicht. Camus schreibt dazu, ein wenig poetischer als Kant: "das Bedürfnis nach Vertrautheit, das Verlangen nach Klarheit. [...] Diese Sehnsucht nach Einheit, dieses Verlangen nach Absolutem enthüllt die wesentliche Triebkraft des menschlichen Dramas." (ibd.) Und eine Seite weiter: "Solange der Geist in der reglosen Welt seiner Hoffnungen schweigt, spiegelt und ordnet sich alles in jener Einheit seiner Sehnsucht. Bei seiner ersten Regung aber wird diese brüchig, sie stürzt ein: Eine Unzahl schillernder Bruchstücke bietet sich der Erkenntnis dar. [...] Nach jahrhundertelangem Forschen, nach der Abdankung so vieler Denker wissen wir genau, daß das auf unser gesamtes Wissen zutrifft. [...] Wollte man die einzig bedeutsame Geschichte de menschlichen Denkens schreiben, so müßte man die Geschichte seiner fortgesetzten Korrekturen und seiner Ohnmachten verfassen." (MdS, 29, 30) Ohnmachten. Und noch ein bisschen mehr: "was ist das für eine Situation, in der ich nur Frieden finden kann durch die Ablehnung des Wissens und des Lebens, in der die Eroberungslust an Mauern stößt, die ihren Angriffen trotzen?" (MdS, 32) Ja GENAU. Deswegen werde ich in diesem Wissenschaftstheorie Seminar auch immer so emotional. Aber was folgt daraus jetzt? Den Kampf aufgeben? Weiter viel lesen und auf Erkenntnis hoffen? Camus verneint beides vehement. "Und wenn ich diese absurde Logik zu Ende denke, dann muß ich erkennen, daß dieser Kampf die Abwesenheit jeder Hoffnung voraussetzt (was nichts mit Verzweiflung zu tun hat) sowie fortgesetzte Ablehnung (die nicht mit Entsagung zu verwechseln ist) und bewußtes Unbefriedigtsein (das man nicht mit jugendlicher Unrast gleichsetzen sollte). Alles, was diese Forderungen zerstört, verschwinden läßt oder entlastet (vor allem Zustimmung, die die Entzweiung beseitigt), vernichtet das Absurde und entwertet die Haltung, die eben vorzuschlagen wäre. Das Absurde hat nur insofern einen Sinn, als man sich nicht mit ihm abfindet." (MdS, 46) In der Tat, wahrlich absurd. "Die hier definierte Method bekennt sich zu dem Gefühl, daß jede wirkliche Erkenntnis unmöglich ist." Sich dagegen auflehnen? Ist das nicht zu viel verlangt? Kann man sich wirklich in der Absurdität halten? Andererseits hat er schon ganz Recht, der Mensch scheint die Blue Pill nicht zu wollen. Besser ein unzufriedener Sokrates als ein zufriedener Narr sagt Mill und hat damit vielleicht Recht. Jedenfalls trifft es auf mich zu. Vielleicht ist das nur der Abbau von kognitiven Dissonantzen, aber diese Feststellung nimmt dem Gefühl nichts. Ich bin besagtem Professor jedenfalls für die Rote Pille immer noch dankbar, auch wenn ich die Wahl nicht so wirklich hatte, und die Krise, das Absurde, ist nun einmal die bittere Konsequenz. Außerdem: "Für einen Menschen ohne Scheuklappen gibt es kein schöneres Beispiel als die Intelligenz im Widerstreit mit einer ihn überschreitenden Wirklichkeit." (Seneca, De Providentia II, 7 nach Camus, Mds, 74). Für Seneca ist es, NB, Gott, der such an diesem Schauspiel erfreut. "An dieser Verbiegung vermag ich nicht zu begreifen, daß eine skeptische Metaphysik sich mit einer Moral des Verzichts verbünden kann. Bewußtsein und Auflehnung - diese Verweigerungen sind das Gegenteil von Verzicht." (MdS, 74) Also das Gegenteil von Aufgeben. Vielleicht also ist das Absurde auch gar nicht so bitter. "Die Klarsichtigkeit, die Ursache seiner Qual sein sollte, vollendet zugleich seinen Sieg. Es gibt kein Schicksal, das durch Verachtung nicht überwunden werden kann. [...] Der absurde Mensch sagt ja, und seine Anstrengung hört nicht mehr auf." (MdS, 158, 159)
Ich persönlich lese Camus ja schon immer sehr positiv.

Also dann: Ja! Windmühlen und Steine, nur her damit!