Piraten und Strukturwandel

"Die Preise für derzeit erhältliche elektronische Bücher stimmen skeptisch. Sie liegen nur knapp, bei Hardcovern ein oder zwei Euro, unterm Ladenpreis für gedruckte Bände. Dabei wären heutige 20-Euro-Bücher in digitaler Form mit zehn Euro gut bezahlt, auch wenn den Autoren (und ihren Agenturen) deutlich mehr als die zurzeit üblichen zwei bis zweieinhalb Euro blieben. Doch obwohl alle Druck- und Vertriebskosten inklusive Verpackung, Transport sowie die in dieser Kette enthaltenen Löhne und Einnahmen und überdies der Buchhändlerrabatt von 40 bis 45 Prozent entfallen, erhalten die Urheber von dem kräftigen Zugewinn keinen Cent." (ZEIT online - Es war einmal)

Genau *dies* ist meiner Meinung nach die Wurzel warum die grossen Entertainment-, oh ich bitte um Entschuldigung, Kultur-Industrien so unglaubwürdig geworden sind und die Leute nicht bereit sind 12,90 €‚¬ für ein (kopiergeschütztes) "Download-Album" auszugeben, das sich praktisch in nichts, i.e. Kosten(!), Lieferumfang, von der "echten" CD unterscheidet. Oder $25 für einen wissenschaftlichen Artikel in PDF-From? Ganz zu schweigen von Filmen, für die man im Kino schon 10€‚¬ bezahlt hat, und die deswegen sowieso Millionen-Gewinn eingespielt haben; man schaue sich nur kurz die Preise im neuen Apple Store Movies an. Das soll man nicht für überholte und unverhältnismäßige Gier halten?
Wenigstens das mit dem Kopierschutz ändert sich (bei Musik) langsam. Wenn auch nicht ganz freiwillig.

Umso lächerlicher erscheint es wegen all dem, wenn man den Protektionismus der Alten und die Angst vor Neuem  auch noch als Niedergang der Kultur zeichnet. Zum Beispiel hier von Frau Gaschke. Ich empfehle die Kommentare zu diesem Artikel. Diese sind weitaus besser als der Artikel selbst  (irgendwie passend).

Und vor allem geht es doch um Inhalte. Und natürlich sollen die eigentlich Kunstschaffenden für ihre Arbeit fair entlohnt werden; aber sicher nicht auf die gleiche Art und Weise wie es vor dem "Digitalen Zeitalter" war. Tja, Zeiten ändern sich nunmal und wer sich nicht anpassen will gehört halt irgendwann zu den Dinosauriern ... hoffentlich. Salus populi est suprema lex:

"Freie Lektüre als Teil des Grundrechts auf Bildung €€“ und als Erfolgsmodell moderner Wissensgesellschaften. Open Access wäre nicht der Untergang des Abendlandes. Im Gegenteil." (ZEIT online - Es war einmal)

Kultur

Dass das Projekt bedrohte Wörter versucht eben diese Wörter zu sammeln ist ja erstmal positiv, denn so ein Lexikon erscheint mir durchaus als sinnvoll. Von mir aus auch als Selbstzweck. Interessanter wird es, wenn sich dazu dann eine kulturkonservative beziehungsweise kulturpessimistische Dimension gesellt. "Wir haben viele Symbole und damit Wurzeln unserer Kultur vergessen und können viele Zeichen nicht mehr richtig bis gar nicht deuten" hörte man neulich in einem Seminarraum. Noch interessanter wird diese Frage dann im Hinblick auf das Schützen bzw. Zerstören der Kulturen anderer Nationen durch Andere; i.e. der Westen druch seinen "kulturellen Neoimperialismus". (Vor unserer Mensa tanzte mal eine Balinesin mit einem traditionellen Tanz um einen Haufen Sand herum und goss dazu Coca-Cola auf diesen. Alles um auf genau diese Bedrohung hinzuweisen!)
Alles das, scheint mir, setzt ein essentiellen, aber vor allem statischen Kulturbegriff voraus. Das ist mindestens ein naturalistischer Fehlschluss. Wenn man sich nun darauf verständigt, dass es wenigstens gewisse Teile einer Kultur geben mag, die gar nicht so schützenswert sind, dann steht man aber schon vor einem Zirkelschluss, denn welchen Maßstab legt man dann da an, wenn nicht den eigenen, kulturell geprägten?
Und ich wollte ja eigentlich was von Sprachspielen schreiben, die kommen und vergehen mit den Bedignungen die sich verändern. (Das riecht nach Evolutionstheorie).